Wir Menschen sind soziale und emotionale Wesen. Wir leben in sozialen Gemeinschaften und orientieren uns seit tausenden von Jahren aneinander. Dies ist eine Tatsache, die für uns überlebenswichtig ist. Medien, wie sie heute gebraucht werden, gefährden zunehmend die soziale Verbundenheit und fördert die Einsamkeit und Orientierungslosigkeit der Menschen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Lebewesen, braucht der Mensch in den ersten Lebensjahre intesive Betreuung, Pflege und Zuwendung um gedeihen zu können. Da das Wortverständnis in jungen Jahren noch nicht so ausgeprägt ist, ist es für das Baby überlebenswichtig Emotionen und daraus ableitend Bedürfnisse zu spüren. Wenn wir im erwachsenen Alter verlernen unsere Bedürfnisse zu erkennen, fangen wir an, im Aussen nach Ersatzbefriedigungen zu suchen.
In diesem Blog möchte ich mich ausschliesslich um die Macht von Medienkonsum widmen, obwohl es eine Unmenge mehr an Ablenkungen in Form von Süchten oder bewusstseinsverändernden Handlungen gibt.
Das Dilemma mit den sozialen Medien ist eine Dokumentation von Netflix über die Machenschaften hinter den Kulissen der Medienlandschaft. Darin wird aufgezeigt, wie persönliche Daten, die weltweit digital ausgetauscht und gespeichert werden, genutzt werden um das Kaufverhalten der Menschen zu erforschen. Das einzige Ziel dabei ist, Meinungen zu bilden, Produkte zu verkaufen und die Wirtschaft am Laufen zu halten. Weiter wird angestrebt Meinungen zu politischen Trendwenden zu eruieren, um sich entsprechend mit Lockparolen auf Werbeplakaten zu präsentieren.
Was ist es, was unsere Aufmerksamkeit in diesen Medien so magisch anzieht? Landschaftsillustrationen oder Bilder aus Katastrophengebieten? Leider nein. Wenn man die Print- oder Digitalmedien verfolgt und nur mal die Kopfzeilen liest, ist von Freude, Dankbarkeit oder Ausdruck der puren Lebensfreude nicht viel zu lesen. Stattdessen prangern einem schreckenserregende Überschriften entgegen.
Es gibt für jede Interessengemeinschaft, respektive Angstgruppe, ein Thema. Zum Teil sind es auch nur Anrisse von Überschriften, die den Leser verlocken sollen, eine Seite aufzuschlagen. Und schon werden mir automatisch Berichte zur Auswahl gestellt, die mit weiteren Schreckensszenarien zu tun haben. Diese Berichte suggerieren mir, dass es so viel schlimme Schicksale, Ungerechtigkeiten und Verbrechen gibt. Jeden Tag, 365 Tage im Jahr!
Stellen wir mal ein paar Fakten fest:
In dem Moment, wo ich mit meiner Aufmerksamkeit in den Medien bin - weil mich ein Artikel, eine Geschichte, ein Schicksal interessiert- kann ich nicht gleichzeitig mit meiner Aufmerksamkeit bei mir sein. Meine Achtsamkeit mir gegenüber ist für diesen Moment abgelenkt. Wir können es auch bildlich benennen:
Ich bin dann mit meiner Aufmerksamkeit auf einer World Wide Web - Adresse und parke mein ICH irgendwo.
Das ist prinzipiell nichts Schlechtes. Es wird erst zu einem Problem, wenn man durch die Anziehungskraft der Schlagzeilen häufiger bis dauerhaft sein ICH in den Standby-Modus setzt.
Von Marktforschern wurde schon vor langer Zeit festgestellt, dass die Überzahl der medialen Überschriften erschreckend bis verängstigend sind.
Durch den Konsum von Medien und deren Wirkung auf unsere Aufmerksamkeit, verlernen wir unsere Achtsamkeit zu uns selbst aufrechtzuerhalten, erkennen dadurch unsere Bedürfnisse nicht und verlieren uns in Aussenthemen.
Wenn das häufig bis dauerhaft stattfindet, beginnt unser Gehirn sich daran zu gewöhnen. Es glaubt mehr und mehr, dass es in der Welt einfach nur schrecklich ist und man machtlos ausgeliefert ist.
Da wir angeborene Strategien zur Bewältigung von bedrohlicher Situation in uns haben, werden diese nach und nach in uns geweckt. Kurz gesagt, die Fight-, Flight-, Freeze-Strategien werden aktiviert.
Es ist oft ein schleichender Prozess und wir merken erst mal gar nicht, warum uns dieser oder jener Artikel, politischer Entscheid oder Schicksal so berührt. Wir merken oft erst im Nachhinein, dass wir wie gebannt der Berichterstattung folgen oder uns auf anderen Medienkanälen noch mehr zu diesem Thema «reinziehen» und die Zeit um uns herum vergessen. Die Themen im Aussen bekommen immer mehr Gewicht als das, was direkt vor uns in unseren Beziehungen passiert.
Wo sind wir dann mit unserer Aufmerksamkeit und Achtsamkeit uns gegenüber? Nirgends! Das begünstigt eine zunehmende Entfremdung von uns selbst.
Wir werden abhängig vom Aussen und der Marschrichtung, die uns sagt was richtig und was falsch ist.
Wie schnell kann es da passieren, dass wir anfangen an etwas zu glauben, uns exponieren oder für was rebellieren, was im Hier und Jetzt, nicht direkt mit uns zu tun hat.
Alle die anderer Meinung sind wirken plötzlich bedrohlich und nicht mehr uns zugehörig. Und hier beginnt die Entzweiung.
Wo früher der Austausch, die Diskussion das gesunde Streiten war, weicht nun einer sozialen Isolation.
Es werden, im Schutz der Anonymität der digitalen Welt, Meinungen über Personen in der Öffentlichkeit gepostet, die an Würde, Respekt und Wohlwollen zu wünschen übriglassen.
Oftmals werden die Schwächsten aus unserer Gesellschaft zum Opfer oder Objekt der Begierde von Menschen gemacht, die es scheinbar verlernt haben, ihre eigene Würde zu achten und daraus resultierend auch die Würde anderer nicht achten. Da der Mensch ein soziales Wesen ist, braucht er den zwischenmenschlichen Austausch wie die Luft zum Atmen, um sich sicher und angenommen in seinem sozialen Umfeld zu fühlen.
Findet der zwischenmenschliche Austausch immer mehr digital, isoliert in unserem Kämmerlein vor dem PC statt, verlernen wir die unterschiedlichen Gefühle in Kontakt mit unseren Mitmenschen auszuhalten und fangen an, diese als Belastung oder als Bedrohung wahrzunehmen.
Wenn sich das durch Generationen zieht und schon die Kleinkinder in ihren Karren mit einem Smartphone bespasst werden, dann verlernt unsere Spezies sich selbst auszuhalten, sich selbst zu spüren und sich selbst zu regulieren. Wir verlernen unsere Werte und Meinungen zu vertreten, weil der persönliche Austausch fehlt. Entweder werden wir zu Menschen, die dauernd etwas zu posten -zu senden haben, oder zu Menschen, die sich nur vom Aussen berieseln lassen, um die innere Leere damit füllen.
Wir werden Marionetten von Meinungsbildern aus Medien, werden manipuliert das gutzuheissen, was uns eigentlich schadet oder öffentlich denunziert oder sollten wir anderer Meinung sein.
Wie können wir uns unsere Menschlichkeit und damit verbunden unsere Fähigkeit für Empathie bewahren? Wie können wir unsere Fähigkeit des Fühlens, des intuitiven Wahrnehmens beibehalten und mit klarem Blick und gesunden Verstand uns der Einvernahme der Medien oder Geschehnissen im Aussen entziehen?
Klar, man könnte sagen, dann schauen wir eben kein Fernsehen mehr oder machen Digital-Detox, um das mal trendiger auszudrücken. Wir müssen uns also gegen unsere natürliche Aufpasser Instinkten wenden, die uns in vorangegangene Zeiten vor Gefahren gewarnt haben.
Dies ist häufig mit Anstrengung und mit einem ständigen Abgrenzen verbunden. Wir müssen dann immer aufpassen, wo der nächste (mediale) Angriff lauert und sind dann doch ständig im Aussen. Schwups, sind wir schon wieder von unserer inneren Achtsamkeit entfernt und somit auch vom Erkennen, was uns eigentlich gut tun würde.
Selbst da versuchen die Medien auf uns Einfluss zu nehmen. Durch Anleitung zum Entspannen, zu den Vorteilen veganer Ernährung, online Hypnosekurse, Tricks zur Selbstheilung oder das spannende Leben der Influencer sollen uns ein Lifestyle zeigen, den zu erlangen das einzig wahre ist. Es wird suggeriert, erst dann gehört man dazu. Zu wem oder was, kann man sich fragen?
Bin ich denn nicht schon meiner selbst einzigartig und wunderbar?
Wie schön wäre es doch, wenn wir uns klar werden, wer wir sind, wo wir gerade sind und was im Moment ist.
Wenn uns ein Thema betroffen macht oder übermässig interessiert, dann können wir doch erst mal in uns reinfühlen. Was löst es aus und was hat es mit der aktuellen Situation zu tun. Oder könnte es auch sein, dass ein Grundgefühl schon in uns war und durch das Thema im Aussen erst sichtbar wird?
Worauf ich hinaus will ist, dass wir erkennen sollten, wenn uns etwas in den Medien oder sonst wo im Aussen berührt, aufregt oder unser Interesse fesselt. Dann können wir erst mal innehalten und in uns reinspüren. Was hat das Thema gerade mit uns persönlich zu tun? Was kommt da plötzlich hoch?
Ist es die Ohnmacht = freeze, nichts bewirken zu können?
Ist es die Wut = fight auf ungerechtes Verhalten von Politikern, Oligarchen oder bestimmte gesellschaftlichen Gruppierungen.
Ist es die Angst vor unheilbaren Krankheiten wie z.B. aktuell das Corona Virus, an denen man sterben könnte und wir deswegen flüchten möchten = flight ?
Das alles sind unsere ursprünglichen Instinkte und Prägungen aus Zeiten, in denen wir als Menschen jeden Tag ums Überleben kämpfen mussten. Nur heute gibt es keine Mammuts und Säbelzahntiger mehr. Heute sind es chemische Waffen, Viren, modernste Technologie, die unser Leben bzw. Frieden bedrohen.
Unsere Reaktion auf negative Berichterstattung ist natürlich und menschlich. Nur sind die Auslöser nicht mehr für uns sichtbar, wie damals der Säbelzahntiger. Die vermeintlichen Bedrohungen sind nicht sofort sichtbar, werden teilweise künstlich erzeugt und häufig über- oder untrieben dargestellt, um Schlagzeilen zu generieren. Kurz gesagt, sie sind mit einer Absicht behaftet. Das sollten wir uns immer bewusst machen.
Es ist kein Geheimnis, dass wir Menschen schneller und nachhaltiger auf negative Schlagzeilen reagieren als auf positive. Auch das ist absolut richtig und im Grunde genommen auch gesund. Denn als Steinzeitmenschen mussten wir schnell und mit unserer ganzen Aufmerksamkeit den Feind oder die Gefahr wahrnehmen, um unser Überleben zu sichern.
Negativberichterstattung täuscht Bedeutsamkeit vor und löst Aufmerksamkeit aus. Dies hat jedoch einen Einfluss auf unser Denken und Fühlen.
Nichts anderes passiert auch heute noch in unseren Reptiliengehirn. Nur wird diese wunderbare Fähigkeit, die wir Menschen besitzen von den Medien und Meinungsbildner benutzt, um uns besser gefügig zu machen oder um andere Themen zu vertuschen.
Ganz wichtig ist es aus meinen Augen, dass wir uns treu bleiben. Das wir uns trauen auch kritisch nachzufragen und das wir uns erlauben, unsere Meinung auch wieder ändern zu dürfen.
Lassen Sie uns Beeinflussung durch Negativberichterstattung der Medien wahrnehmen und die Ersatzbefriedigung nach Verbundenheit durch reale Kontakt wieder ersetzen.
Deshalb dürfen wir Menschen uns nie, wirklich nie, voneinander trennen lassen. Denn nur Verbundenheit macht stark und gesund. Verbundenheit bildet eine sichere Einheit. Und dazu benötigen wir keine Schlagzeilen oder einseitig recherchierte Berichterstattung, sondern einfach nur das ehrliche Interesse an dem Menschen, die Neugier auf viel unterschiedlichen Meinungen und ein Kraftvolles miteinander, egal bei welcher Katastrophe, Epidemie oder Schicksalsschlag.
Lassen Sie uns miteinander verbunden sein!
Ihre Melanie
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